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Standort:
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Eschede, Niedersachsen
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Bauherr:
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Landkreis Celle, Kulturamt
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Fertigstellung:
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2001 in Architekten PHAB
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Leistungsphasen:
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2 – 8
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Verfahrensart:
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Mehrfachbeauftragung | 1. Rang
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Fotos:
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Klemens Ortmeyer, Hannover
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Eschede ist unversehens Ort eines tragischen Unfalls geworden; die Folgen dieses Unglücks sind in der Gesamtheit unvorstellbar. Ein Teil der Trauerarbeit kann es sein, am Ort des Geschehens die persönliche Trauer über den Verlust von Angehörigen zu ermöglichen, aber auch der Erinnerung aller mittelbar und unmittelbar Betroffenen einen angemessenen Ort der Erinnerung anzubieten. Der Vorschlag konzentriert sich auf den verfügbaren Ort am nordöstlichen Brückenkopf und auf das nähere Umfeld.
Die Gedenkstätte bildet folgerichtig einen künstlichen Eingriff in die Landschaft. Entgegen dem Zufall, der diesen Ort verwundet hat und anders als das wiedererrichtete funktional wichtige Brückenbauwerk leistet die Konzeption und Gestaltung der Gedenkstätte bewusste Möglichkeiten der Erinnerung, eventuell der Versöhnung und Hoffnung – ein Ort, der im Vorbeigehen oder gezielt aufgesucht werden kann, zur Konzentration geeignet, ein Ort der tages- und jahreszeitliche Erinnerungen reflektiert, – ein Ort, der als gebauter Ort mit der Umgebung in Beziehung tritt, Brücke, Topographie und Verkehrswege einbezieht. Darüber hinaus soll dieser Ort als Zeichen die Landschaft markieren.
Die Orientierung der Gedenkstätte berücksichtigt die Linienführung der Gleisanlagen sowie die verschiedenen Möglichkeiten der Annäherung und des Vorbeigehens.
Die Elemente unserer Konzeption lassen sich wie folgt beschreiben:
- Die neue Brücke wird als Vorgabe in dem Sinne einbezogen, als von dieser Brücke aus in beiden Gleisrichtungen der Unglücksort vollständig überschaubar ist.
- Das Plateau auf der Böschung bildet die eigentliche Gedenkstätte nahe dem Ort des Geschehens und verknüpft die einzelnen Elemente miteinander. Der Bodenbelag wie die 7 Steinblöcke werden aus anthrazitfarbenem Kalkstein (abgesetzt vom Gehweg-belag) vorgeschlagen. Der Blick vom Plateau führt in den Landschaftsraum auf die Gleisanlagen und den Ortsrand.
- Am Fuß der Böschung wird als Garten in der Landschaft eine symbolische Ruhestätte mit 101 Kirschbäumen vorgeschlagen, welche zum Wandeln und Verweilen, aber auch als assoziatives Bild gemeint ist. Etwa in der Mitte des Kirschbaumgartens parallel zur ‘Spur’ ist eine größere Gedenkwand vorgesehen. Die Natursteinmauer schirmt den Trauernden von den Gleisbetten ab und nimmt den Text sowie die Namen und Daten der Todesopfer auf. Eine Reihe mit Sitzblöcken ermöglicht ein längeres Verweilen. In dem Kirschbaumgarten werden ergänzend Sitzsteine vorgeschlagen. Diese Ruhepunkte ermöglichen an verschiedenen Orten mit wechselnden Blickwinkeln einen individuellen und geschützten Aufenthalt.
- Die begrünte Böschung wird scharfkantig architektonisch ‚geschnitten‘ und flächendeckend wie der Garten (ohne Gehölz!) begrünt.
- Die Spur parallel zu den Gleisanlagen führt vom Plateau, durch das Tor, über eine Stufenanlage in den Garten. Dort löst sich die Spur auf, wird überlagert und kann über einen Fußweg entlang der Eichenallee bis zum Bahnhof fortgesetzt werden. Südlich der Rebberlaher Straße erfährt die Spur ein symbolisches Ende. Als Ziel- oder Ausgangspunkt markiert der getreppte Steinblock das Durchstoßen der Brückentrasse.
- Im Bereich des Plateaus wird die Spur von einem steinernen Tor Dieses plastische Objekt überhöht den Ort sichtbar und gibt von der Stadt über die Brücke kommend das Unglücksdatum als Schlüssel dieses Ortes, sowie auf der ortsabgewandten Seite die Erläuterungen zum inhaltlichen Verständnis. Das Tor wird aus massiven Steinplatten gefügt – es fordert in Verbindung mit der Spur zum Durchschreiten auf, rahmt zugleich die Durchblicke und bildet einen einfachen, minimalen Gedenk-Raum.
- Als Ort zur Niederlegung von Blumen ist die von den Sitzblöcken und dem Tor markierte Plateaufläche zu verstehen als auch die Steinblöcke selbst.