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Standort:
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Wolfsburg-Ehmen, Niedersachsen
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Bauherr:
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Katharina und Bernd Hansmann, Ehmen
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Fertigstellung:
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2015
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Leistungsphasen:
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1 - 8
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Fotos:
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Klemens Ortmeyer, Hannover
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Der Neubau einer Kapelle mit Kolumbarium in Ehmen ist ohne die Rückholung des spätmittelalterlichen Marienkrönungsaltars (um 1450) nicht denkbar. Dieser Umstand ist sowohl Auslöser als auch Bestimmungsfaktor für Konzeption und Planung dieses neuen Bauwerks.
In unmittelbarer Nähe zur neugotischen St.-Ludgeri-Kirche und auf diese räumlich bezogen wird der kleine Zentralbau eigenständig formuliert: auf kreuzförmigem Grundriss und im Aufriss analog gegliedert wird ein Raum mit knapp 60 m² geschaffen, der seine Wirkung erzielt
- durch die erhabene räumliche Höhe,
- durch das sanfte Licht über ein zentrales, rundes Oberlicht (Opaion) und
- durch die axiale Orientierung auf den restaurierten, hölzernen Marienkrönungsaltar.
Die Kapelle wird topografisch so eingebettet, dass sie stufenlos erreichbar ist, sie bietet Platz für ca. 30 Personen. Das äußere Erscheinungsbild wird geprägt durch Natursteinflächen, so wie sie in den örtlichen Mauern vorkommen, rau und sinnlich zugleich; nachts gibt die Kapelle einer Laterne vergleichbar ein sparsames Licht nach außen. Im Innern bilden wenige helle Materialien und Oberflächen den angemessenen, ruhigen Rahmen für den Altar.
Die Empfindlichkeit des wertvollen historischen Altars erfordert sorgfältig abgestimmte raumklimatische Bedingungen, die einer kontinuierlichen Überwachung unterliegen. Der Marienkrönungsaltar wird in einer staub- und luftdichten Glas-Vitrine (Relative Luftfeuchte 55%) dem Eingang gegenüberliegend, raum- und sichtbezogen und frei von direkter Sonneneinstrahlung mit Abstand vor der Wand aufgehängt.
Mit einem Taufbecken im räumlichen Mittelpunkt und mit dem umschließenden Kolumbarium im Außenbereich steht die Kapelle sinnbildlich für Anfang und Ende menschlichen Daseins. So wie der historische Altar aus der Vorgängerkirche stammt, so rühren Taufschale und Taufkleid aus der Familiengeschichte der großzügigen Bauherrschaft. – Wenn man es so sieht, dann ist die Gebäudehülle einem „Schatzkästchen“ vergleichbar, das den Altar behütet, ihm angemessen Raum und Wirkung gibt und damit in einer tiefen Bindung zu der Geschichte dieses Ortes steht.