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St. Marien Lübeck
Umgestaltung der liturgischen Mitte
(Wettbewerb)

Standort:
Lübeck, Schleswig-Holstein
Ausloberin:
Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Marien zu Lübeck
Jahr:
2024
Verfahrensart:
nichtoffener Realisierungswettbewerb

Gesamtkonzept (Leitidee)

Die neue liturgische Mitte wird wesentlich bestimmt über die neue Empore als Singechor am Ort des historischen Lettners. Dieser neue Ort in seiner konstruktiv geprägten Gestaltung als lesbarer Eingriff wirkt aus der Mitte heraus auf die damit verbundenen Überformungen in weiteren Teilen des Kirchenraumes.

Die neuen Gestaltungselemente werden erkennbar einfach und klar mit Rücksichtnahme auf den Bestand hinzugefügt, sie erhalten in der Nähe ihre Wertigkeit und sinnlich wahrnehmbare Wirkung über die Qualität der Materialien und die Sorgfalt in der Verarbeitung.

 

Singechor / Lettner

Der neue Singechor (b/t=11,15/6,0 m, rd. 64 qm NF) nimmt mit seiner eigenständigen Holzkonstruktion und Gestaltung als prägnante Sonderform Bezug auf den Raum; er wird als gesteckte Holzkonstruktion aus aufgehellten und lasierten Multiplexplatten mit einer stark transparenten und messingfarben beschichteten Metallnetz-Brüstung vorgeschlagen.

Der Singechor wird als eine Paraphrase des historischen Lettners wahrgenommen. Er zitiert die Spitzbögen und das Kreuzgewölbe sowie die Stützenteilung und Höhen des Vorgängers, stellt sich durch seine Materialität und Fügungsart als Neukonzeption dar und macht sich durch die Transparenz im oberen Teil frei von der ursprünglich teilenden Funktion, hin zur heutigen Nutzung als alle Kirchenbereiche verbindende Chorempore.

Unterhalb der Empore wirkt die Deckenuntersicht schallabsorbierend (mikroperforiert); die Spindeltreppe und die Brüstung sind klangdurchlässig, metallisch. Der fragmentarisch erhaltene historische Bogen wird wieder geöffnet, sodass ein Hindurchschreiten unter dem neuen Singechor von beiden Seiten des Chorumlaufes möglich wird.

Über dem Singechor wird ein metallischer Ring (d = 6,0 m) abgespannt, innerhalb dessen eine transparente, über die Mittelachse neigbare Scheibe als wandelbarer Schallreflektor wirksam ist; in den Rand dieses Schallreflektorringes können Leuchtmittel integriert werden.

Die mobilen Chorpodeste sind in ihrer Richtung und Höhe veränderbar und mit rückseitig schalllenkenden, klarsichtigen Scheiben ausgestattet (Acryl bzw. Glas).

 

Konstruktion

Die Konstruktion des Singechores folgt der Logik einer klar geordneten Rippenstruktur. Die kreuzweise angeordneten Rippen tragen die Deckenplatte und bilden in den Kreuzungspunkten die baumartig geformten Stützen. Deckenplatte und Rippen bilden zusammen ein statisches System, das sämtliche Lasten vom Geländerpfosten bis zur Gründung integral und effizient abträgt. Die Rippensegmente werden aus Baubuchenplatten (30 mm Baubuche Pollmeier LVL Q) vorgefertigt und am Ort mit verdeckten Verbindungsmitteln gefügt. Die Deckenplatte kann aus Brettsperrholz (80 mm CLT) aufgelegt und in den Rippen verschraubt werden.

Der Reflektor wird von einer im äußeren Ring drehbar gelagerten Welle getragen. Die kreisrunde Reflektorscheibe kann wahlweise aus Glas (VSG) oder Plexiglas gefertigt werden. Sie kragt von der Mittelwelle bis zu 2,9 m weit aus und wird daher durch ein ringförmiges Rohrprofil getragen.

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